Corona macht uns sauer

Seit März 2020 beobachte ich massive Veränderungen in der Stimmungslage und den Menschen in meiner Ordination.

Corona macht uns sauer.

Auf unterschiedlichen Wegen.

Einerseits, weil viele sich betrogen fühlen.

Andererseits, weil viele in ihrer finanziellen Existenz bedroht sind.

Und auch andererseits, weil viele ihre sozialen Kontakte, die lebensnotwendig sind, nicht mehr ausreichend haben.

Und auch anderseits, weil Menschen daran gestorben sind!

Tatsache ist, da ist eine neue Bedrohung.
Manche (die, die am meisten Angst davor haben) , reagieren mit völliger Verneinung. Was nicht sein darf, ist nicht. „Corona gibt es nicht, oder zumindest ist es nicht gefährlich“.
Verschwörungstheorien kursieren im Internet.

Andererseits gibt es Menschen, die maximale Angst haben und sich nicht einmal trauen, in der freien Luft spazieren zu gehen.

Beide Extreme sind krank.

Dazwischen gibt es viel Verunsicherung und Verwirrung.
Wem kann man glauben? Drosten? Trump? Sonst wem?

Es ist nicht das erste Mal, dass wir einer neuen Krankheit gegenüberstehen.
Immer gab es sowohl völlige Verleugner, als auch völlige „Angsthasen“.
Siehe zB HIV/AIDS.
Die Gesellschaft hat viele (VIELE) Jahre gebraucht, um damit vernünftigt umzugehen.

Die Medizin hat viele (VIELE) Jahre gebraucht, um aus einem „Todesurteil“ zu einer behandelbaren Erkrankung zu kommen.Heute ist HIV behandelbar und hätte niemand Angst, einer/einem HIV-Positiven die Hand zu geben.

Ich wünsche mir nicht mehr und nicht weniger, als dass wir als Gesellschaft mit so einer Erfahrung zumindest ebenso vernünftigt mit dem neuen Coronavirus umgehen lernen.

Und ich bitte die Politik, aus meiner kleinen Position al niedergelassener Psychiater, sich draus zu halten – außer, seriöse Forschung (GUT!) zu finanzieren und nicht in die eine oder andere Richtung zu polemisieren.

Damit kann man – siehe oben – Erfolg haben.
Man ist nicht „sauer“. Man sichtet, analysiert, forscht, und hilft mit Vernunft. SO geht das.