Der Kampf vom 4-Stunden gegen den 24-Stunden-Rhythmus bei psychischen Erkrankungen

Quelle: http://elifesciences.org/content/3/e05105
https://twitter.com/DrMMuehlbacher/status/572140865612869632

Es existieren bei Säugetieren (zB dem Menschen)  verschiedene innere Uhren.

Eine davon ist schon länger bekannt, und bestimmt einen 24-Stunden Rhythmus.
Man weiß, daß es hier bei Depression, Manie und Schizophrenie zu Veränderungen kommen kann.

 

Relativ neu ist die Erkenntnis, daß es auch andere innere Uhren gibt.

So wurde eine neue „Uhr“ gefunden, die durch Dopamin reguliert wird, ihren Sitz in dopaminergen Zentren wie dem Striatum hat, und die einen 4-Stunden Rhythmus hat.
Diesen nennt man auch „ultradian“ und sie heißt DUO (dopaminerger ultradianer Oszillator).
Durch  diese Uhr wird zB die motorische Aktivität reguliert – und es ist ja auch nicht so schwierig nachzuvollziehen, zB in einem „typischen Tag“ 

-Aufstehen um 7(8)
-Pause/Essen ca. 4h später
-Weiterarbeiten
-Arbeitsende 4h später (ca 16 Uhr), (evtl Jause)
-Freizeit/Familie usw. noch 4h bis 20 Uhr und Abendessen
– Schlaf spätestens ab 24h
– Späte Schlafphase ab 4h

usw.

Nun hat man gefunden, daß genau in diesem Rhythmus die Dopaminausschüttung variiert.
Und daß diese normalerweise gut synchronisiert ist mit dem 24h-Rhythmus.

Aber durch zuviel/zuwenig Dopamin kommt es zu massiven Veränderungen:

ZUVIEL Dopamin kann dazu führen, daß diese Uhr plötzlich statt 4 Stunden 48 Stunden (!) läuft.
Das könnte beispielsweise erklären, warum im Extremfall einige manische, depressive und schizophrene PatiententInnen so etwas wie einen 48-Stunden Rhythmus aufweisen (dh 2 Tage wach sein, 2 Tag schlafen). Kein ganz seltenes klinisches Phänomen.

Umgekehrt führt Dopaminblockade zu einer Verkürzung des Rhythmus (der bei Manie und Schizophrenie verlängert sit…) . Das ist einer der möglichen Faktoren, die verschiedene Antipsychotika wirken.

Genauso können alle anderen Faktoren, wie Psychoedukation/-therapie, die auf eine Stabilisierung des Tagesrhythmus abzielt, hier einen positiven Einfluß haben.

Diese Erkenntnisse der biologischen Psychiatrie sind relativ neu, bilden eine gute Brücke zu Erkenntnissen aus der Psychotherapie und schaffen Hoffnung, daß man in Zukunft „falsch eingestellte Uhren“ mit effizienteren und nebenwirkungsärmeren Mitteln wieder synchronisieren kann.