Ich möchte als frühe Nominierung für das Unwort des Jahres 2020 „Social Distancing“ angeben.
Wörter haben Macht und formen Gedanken.
Der Gedanke, der hier verfolgt wurde, war eigentlich richtig:
Abstand schützt. Speziell auch vor Corona, welches eine echte Gefahr für alle ist.
Aber: Es schützt uns der physische Abstand, nicht der soziale.
Eine bessere Wortwahl wäre „physical distancing“ gewesen.
Wörter formen Gedanken, formen Verhalten.
Allzu viele Menschen haben das „social distancing“ jetzt in ihr Denken integriert.
Das macht zweierlei Probleme:
1. Massive (und unbegründete) Angst, überhaupt soziale Kontakte aufzunehmen. Unter entsprechenden Schutzmaßnahmen ist dies nicht nur sicher, sonder gehört zum Mensch-Sein dazu.
Viele Menschen sind jetzt isoliert und vereinsamt. Das fördert psychische Erkrankungen!
Theoretisch kann „social distancing“ auch bedeuten, dass sich reiche, priviligierte Menschen in „Schutzgebiete“ zurückziehen und ärmere Menschen weiter arbeiten ohne Möglichkeit, genügend Abstand zum Schutz ihrer selbst und anderer Menschen einzuhalten.
2. Bei Wegfall von Restriktionen („lock down“) Maßnahmen, wird völlig vergessen, dass es eigentlich um was anderes ging, als Menschen „den sozialen Kontakt zu verbieten“, und sämtliche Vorsichtsmaßnahmen werden dann von heute auf morgen ignoriert.
Das fördert leider wiederum die Pandemie.Und das will wohl niemand, oder?
Wörter sind wichtig. Social distancing ist kein gutes.